„Linux ist nichts für Gamer.“ Diesen Satz musste man von einigen Jahren als Spieler regelmässig anhören – und damals war es oft leider auch wahr.
Heute im Jahre 2025 sieht die Situation bedeutend anders aus, es hat sich unter der Haube vieles getan. Die Frage, welche man heute stellt ist nicht mehr, kann man zocken? Sondern wie gut zockt man und wie gross ist der Aufwand dahinter?
Als ersten Punkt - checkt Eure Hardware. Obwohl Linux heutzutage fast jedes Gerät out of the box unterstützt, gibt es immer noch Hürden.
🎮 Hardware: AMD, NVIDIA und Intel – wer punktet?
CPU / Prozessor
Bei den Prozessoren muss man sich keine grossen Sorgen machen, da werden Intel sowie AMD CPUs von beiden Seiten sehr gut unterstützt. Wichtig ist nur, wer eine aktuelle CPU
besitzt, profitiert in der Regel erst so richtig, wenn ein aktueller Linux-Kernel verwendet wird.
GPU / Grafikkarte
Zurzeit ist AMD aktuell immer noch der König unter Linux-Gamern. Auch aus eigener Erfahrung kann ich das nur so bestätigen.
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AMD-GPUs (z. B. RX 7000-Serie) funktionieren hervorragend mit dem freien Mesa-Treiber. Kein proprietärer Treiber notwendig, keine manuelle Einrichtung. Plug & Play, und das mit Top-Performance.
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NVIDIA hat sich in den letzten Jahren gebessert – aber es bleibt holpriger. Die proprietären Treiber laufen stabil, aber Probleme mit Wayland, PipeWire, Standby-Modus/Aufwachen oder HDR können einem den Spass verderben. Auch musste ich feststellen, dass die KDE Plasma-Desktopumgebung weniger flüssig reagiert als bei Intel oder AMD-GPUs. Ich denke, das wird sich mit der Zeit bessern, aber die Treiber sind unter Wayland noch lange nicht so weit. Treiberinstallationen mit Secureboot etc. können immer noch der reinste Horror sein, je nach Distribution.
- Intel ARC? Überraschend brauchbar! Die Open-Source-Treiber sind stabil und performant, ideal für Midrange-Gaming. Allerdings ist die Plattform noch jung, und manche Titel (v. a. unter DXVK) zicken gelegentlich.
Für maximale Linux-Kompatibilität: Kombination aus AMD-CPU und AMD-GPU. Wer auf Nummer sicher gehen will, fährt damit am besten.
Die Qual der Wahl - die besten Linux-Distributionen zum Gamen
Natürlich läuft fast jede Linux-Distribution mit den richtigen Paketen und Konfigurationen auf für Gaming. Wer aber Zeit, Gefummel und Stress sparen will, der greift direkt zu einer der spezialisierten Distros:
Meine persönliche Nummer 1:
Obwohl CachyOS nicht als Gaming-Distro beworben wird, bringt diese Distro alles mit was man zum Gamen braucht. Aber nicht nur das Zocken funktioniert hier fabelhaft, man kann es wirklich auch als Arbeitsgerät für dem Heimgebrauch verwenden. Alles was man zum Zocken braucht bringt CachyOS mit, einen optimierten Kernel, angepasstes Proton für Steam-Gaming erleichtern das Spielvergnügen. Und weil dieses OS auf Arch basiert kommen meistens die aktuellsten Patches und GPU-Treiber mit. Dieses Betriebssystem ist auf Geschwindigkeit aus. Es ist einer der wenigen Distros, welche mit einer kompletten Online-Anleitung daherkommen.
Bazzite - die immutable Gaming-Distro
Bazzite bietet alles was eine Gaming-Distro liefern müsste. Sie ist performant, einfach zu installieren und man muss fast nichts mehr nachkonfigurieren und das Besondere ist, sie ist immutable was so viel heisst wie, dass die Kernkomponenten unveränderlich sind, dadurch erhöht man die Stabilität. Bazzite bringt alle wichtigen Pakete und Treiber mit, auch Steam, Lutris etc. waren vorinstalliert.
Bei meinen Tests mit den Steam-Games lief alles ohne Probleme. Selbst HDR-Gaming war damals über Gamescope möglich. Im Vergleich zu den Arch basierten Distros empfand ich den Updatevorgang und das Installieren der Programme träge. Auch die Desktopumgebung reagierte weniger schnell. Für Linux-Anfänger auf Fokus Gaming ist es aber die ideale Distro - moderner Kernel und div. Optimierungen als auch aktuelle Softwarepakete. Secure-Boot funktioniert auch man muss nur nach dem Neustart universalblue eingeben und im Mok-Manager bestätigen.
SteamOS 3.7: Die Basis des Steam Decks, nun auch auf regulärer Hardware installierbar. Arch-basiert, aber versteckt die Komplexität geschickt hinter Valves Oberfläche. Super für Couch-Gaming. Die neue Version unterstützt nicht nur mehr Hardware, sondern bringt auch aktuellere Treiber mit. Akkulaufzeiten, AMD P-State CPU-Frequenzensteuerungen werden auch besser unterstützt. SteamOS kann auf Rechnern mit ausgeschaltetem Secureboot installiert werden, aber zur Zeit wird nur AMD Hardware unterstützt. SteamOS ist mehr für Handhelds gedacht und wird für den Desktop-Modus nicht empfohlen.
Nobara: Entwickelt vom Proton-GE-Maintainer (Glorious Eggroll), Fedora mit allen Tweaks, Patches und Tools, die das Leben von Gamern einfacher machen – inklusive OBS, Treiber-Workarounds und Gaming-Kernel.
EndeavourOS oder Garuda: Für erfahrenere Nutzer, die ein Arch-System mit maximaler Kontrolle wollen – inklusive Gaming-optimierter Desktop-Umgebungen. Sie sind schlank und reaktionsschnell.
Wer lieber auf einem „normalen“ Linux arbeitet, kann auch Ubuntu, Fedora oder openSUSE mit ein paar Zusatzpaketen in ein vollwertiges Gaming-System verwandeln. Der Unterschied zu Windows? Meistens braucht man ein Mal etwas Einrichtung – und dann läuft es einfach.
Die 3 wichtigen Säulen sind Proton, Proton-GE und Lutris
Dank Valves Engagement in Proton, wäre Linux-Gaming nicht so weit wie heute. Durch diese Kompatibilitätsschicht, welches auf Wine basiert, laufen heutzutage viele Games auf Linux.
Unter einem reinem AMD System kriegt man teilweise eine bessere und glattere Performance als auf Windows.
Inzwischen laufen rund über 80% aller populären Spiele und viele davon out of the box. Sogar grosse AAA-Titel wie Cyberpunkt 2077, Elden Ring, Hogwarts Legacy funktionieren hervorragend unter Linux. Wenn du nicht sicher bist, einfach auf ProtonDB vorbeischauen. Dort erfährt man schnell, ob ein Spiel funktioniert und wie man ggf. Probleme behebt.
Proton-GE ist die „inoffizielle“ Version mit zusätzlichen Fixes und Patches für spezielle Spiele, etwa Anti-Cheat-Workarounds oder Audio-Korrekturen. Wer auf dem Laufenden bleiben will, nutzt Tools wie ProtonUp-Qt oder ProtonPlus, mit dem man Proton-GE bequem installieren kann.
Wenn man nur Proton-GE verwenden möchte ist ProtonUp-Qt die Richtige Wahl. Möchte man seine Proton-Sammlung erweitern, empfehle ich ProtonPlus zu installieren. Dort erhält man auch Zugriff auf andere Versionen wie CachyOS-Proton, Proton-TKG und viele Weitere.
Für Spiele ausserhalb von Steam (z. B. aus dem Epic Store, GOG, Battle.net etc.) bietet sich Lutris an. Es vereinfacht Wine-Setups enorm und bringt eigene Runner für Retro-Emulation, native Linux-Spiele und vieles mehr mit. Kurz: die eierlegende Wollmilchsau für alles, was nicht auf Steam läuft.
Typische Hürden – und wie man sie überwindet
Natürlich läuft nicht alles immer reibungslos. Hier ein paar klassische Stolpersteine – und wie man sie umgeht:
- Anti-Cheat-Systeme (EAC/BattlEye): Viele unterstützen Linux inzwischen offiziell – aber nicht alle Entwickler aktivieren die nötigen Flags. Fortnite oder PUBG? Leider immer noch No-Go.
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Launchers und Overlays: Ubisoft Connect, EA App oder Epic Launcher laufen unter Lutris/Wine, aber nicht immer problemlos. Hier helfen spezielle Scripts oder Flatpak-Versionen.
- Controller-Probleme: Mit Steam-Input ist die Welt deutlich besser geworden, aber außerhalb von Steam braucht es manchmal xpadneo, SDL_GameControllerDB oder manuelle Mappings.
- HDR: Wird langsam möglich (unter KDE Wayland mit Gamescope + Vulkan + AMD), aber ist noch experimentell. Wer eine ganz aktuelle Distro mit AMD Hardware besitzt, benötigt kein Gamescope mehr für die Ausführung von HDR. Wer den MESA-Treiber 25.1 und höher so wie die neuste Proton-Version verwendet u.a. CachyOS Proton, Proton-GE 10-4 und Weitere… kann mit dem folgenden Befehl PROTON_ENABLE_WAYLAND=1 PROTON_ENABLE_HDR=1 %command% bei den Startoptionen in Steam HDR aktivieren. Aber bedenke, HDR gilt unter Linux immer noch als experimentell.
Am wichtigsten: Nicht aufgeben, sondern die Community nutzen! Foren wie r/linux_gaming, ProtonDB, GamingOnLinux oder die Discord-Server von Nobara/Bazzite sind Gold wert.
Lohnt sich Linux für Gamer im Jahre 2025?
Ja, absolut. Wer offen ist für ein bisschen Einarbeitung (und nicht nur kompetitive Shooter mit EAC spielen will), bekommt unter Linux heute eine moderne, schnelle und oft angenehm aufgeräumte Plattform fürs Gaming. Der Schlüssel ist: nicht blind Windows-Gewohnheiten übertragen, sondern sich auf das Linux-Ökosystem einlassen. Dafür wird man belohnt – mit Kontrolle, Transparenz und einer immer aktiveren Gaming-Community.